Wie werden Kosmetikprodukte hergestellt?
- Eszter Hofmann
- 17. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Lippenpflegestifte

Die Lippenpflegestifte sind die „einfachsten“ Produkte in der Herstellung, weil sie nur Fette und fettlösliche Inhaltsstoffe enthalten. So funktioniert es: Hanföl, Sonnenblumenöl, Rapsbutter, Bienenwachs und pflanzliche antioxidative Extrakte werden erhitzt, bis sie vollständig geschmolzen sind (bei ca. 80 Grad). Bei der Lippenpflege mit Minze werden zum Schluß die ätherischen Öle hineingemischt. Dann wird alles schnell in die Hülsen gegossen. Man muss nur noch warten, bis die Sticks abgekühlt sind und dann kommen die Kappen drauf. Fertig!
Deos

Deos enthalten zusätzlich zur Fettphase auch Maisstärke und Natron (mit desodorierender Wirkung). Diese werden zu den geschmolzenen Fetten hinzugefügt, alles gut vermischt und dann kommen die ätherischen Öle dazu. Auch hier muss alles wieder schnell in die Deohülsen gegossen werden, weil die abgekühlte Masse dann nicht mehr flüssig ist.
Lotionen und Cremen

Hier wird es ein bisschen komplizierter, aber auch viel interessanter. Die perfekte Balance zwischen allen Bestandteilen zu finden, ist die größte Herausforderung, aber es macht auch unglaublich viel Spaß! Ich habe jahrelang experimentiert, um diese Balance zu finden und die „perfekte“ Creme zu kreieren, die schnell einzieht, gut pflegt, gut streichbar ist, nicht zu dick oder zu dünn ist, stabil bleibt, aus natürlichen und palmölfreien Rohstoffen besteht, angenehm riecht und mindestens ein Jahr haltbar ist... eine fast unmögliche Aufgabe, oder? 😄
(Fast) alle Lotionen und Cremes haben folgende Bestandteile:
Wasser oder Hydrolate: Flüssigkeiten sind nicht nur Füllmaterial, sie dienen als Lösungsmittel für wasserlösliche Wirkstoffe. Hydratation ohne Wasser wäre nicht möglich!
Feuchthaltemittel, wie Propanediol oder Glycerin: Sie haben eine feuchtigkeitsspendende Wirkung und schützen auch das Produkt vor dem Austrocknen.
Gelbildner: Geben der Creme Konsistenz und wirken feuchtigkeitsspendend.
Öle: Wirken rückfettend.
Butter und Wachse (optional): Wirken ebenfalls rückfettend und geben der Creme ihre Konsistenz.
Emulgatoren und Co-Emulgatoren: Wasser und Fett vermischen sich nicht von alleine – die Emulgatoren machen die Magie! Sie verbinden die Fett- und Wassermoleküle, und so entstehen die wunderbaren Cremes und Lotionen mit feuchtigkeitsspendenden und rückfettenden Eigenschaften.
Konservierungsmittel: Alle Emulsionen mit einem pH-Wert zwischen 3 und 10 müssen konserviert werden, sonst würde sich die Haltbarkeit des Produkts, selbst im Kühlschrank, auf einige Wochen reduzieren. Es gibt Wirkstoffe mit konservierenden Eigenschaften, die oft nicht explizit als Konservierungsmittel genannt werden, aber es gibt keine Lotion oder Creme ohne Konservierung!
Duftstoffe (optional): ätherische Öle oder andere Duftstoffe. Chemisch gesehen haben die Duftstoffe eine sehr komplexe Zusammensetzung. Die meisten Allergene in Kosmetikprodukten sind in Duftstoffen enthalten. Achtung: Auch 100% natürliche, ätherische Öle können bei manchen Personen allergische Reaktionen auslösen!
Säuren, wie z.B. Milchsäure: Werden zur Einstellung des pH-Werts verwendet.
Antioxidantien, wie Vitamin E (Tocopherol): Schützen die Haut vor freien Radikalen und die Creme vor Oxidation (damit sie nicht ranzig wird).
Andere Wirkstoffe (optional): Vitamin A, Proteine, Koffein, Hyaluronsäure, Coenzym Q10, usw.
Und wie wird daraus eine Creme? 😅
Wasser/Hydrolat wird auf 100 Grad erhitzt und dann auf ca. 70 Grad abgekühlt, um alle Keime abzutöten.
Gelbildner und auch Hyaluronsäure werden mit den Feuchthaltemitteln gemischt.
Wasser/Hydrolat wird hinzugefügt.
Konservierungsmittel und Milchsäure werden eingemischt. Meine Konservierungsmittel sind hitzestabil, und ich weiß genau, wie viel Milchsäure ich brauche, um den gewünschten pH-Wert zu erreichen. Ansonsten muss dieser Schritt am Ende durchgeführt werden.
Die Wasserphase wird auf ca. 60 Grad erwärmt.
Fettphase: Öle, Butter, Wachse, Emulgatoren und Antioxidantien (falls hitzestabil) werden erhitzt, bis alles geschmolzen ist.
Mein Lieblingspart: Wasserphase und Fettphase zusammenmischen und homogenisieren! Langsam wird aus Wasser und Fett eine schöne, weiße oder leicht gelbliche Creme. Pure Magie! 🤩
Abkühlen lassen.
Bei ca. 40 Grad erneut homogenisieren.
Bei ca. 35 Grad werden die ätherischen Öle und andere nicht hitzestabile Inhaltsstoffe hinzugefügt.
Den pH-Wert kontrollieren und gegebenenfalls korrigieren. Ein hautneutraler pH-Wert von ca. 5-5,5 ist auch für die Konservierung wichtig, denn viele Konservierungsmittel wirken bei höherem pH-Wert nur noch schwächer oder gar nicht mehr.
In Tiegel oder Flaschen abfüllen.
Nur wenn es komplett abgekühlt ist, verschließen.
Fertig ist deine Gartenfrische Lieblingscreme!
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